Winterwanderung 2016 - Gemeinde Schweigern

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31.01.2016
1275-Jahr-Feierlichkeiten: Ortsvorsteher Ferdinand Eck veranstaltete eine historische Wanderung

Zeitreise durch die vielfältige Ortsgeschichte
Mit einem Jubiläumsjahr feiert Schweigern in diesem Jahr seine 1275-jährige Ortsgeschichte. Doch was bedeutet ein Jubiläum, wenn man zu der Geschichte und der Vergangenheit keinen Bezug herstellen kann. Dass Vergangenheit und Gegenwart anschaulich und deutlich werden, war der Gedanke von Ortsvorsteher Ferdinand Eck, der für die Einwohnerschaft, aber auch Gäste eine Wanderung durch Schweigern organisiert hatte. Machte der Regen auch einen kleinen Strich durch die Rechnung, so ließen sich doch nahezu 50 Teilnehmer nicht abhalten den Ortsvorsteher und seine Mitstreiter durch die Straßen Schweigerns zu begleiten und die Schweigerner Geschichte vor Ort und im Wandel der Zeit zu erleben.
Bei der kleinen Zeitreise verstand es Ortsvorsteher Ferdinand Eck ausgezeichnet, an verschiedenen historischen Punkten und Plätzen die geschichtlich belegte Vergangenheit lebendig werden zu lassen. Eine interessante und lebendige Wanderung, die sicher viele Anregungen gab, sich für die Geschichte Schweigerns zu interessieren und zu begeistern.
Start am Marktplatz
Ausgangspunkt der Wanderung war der Marktplatz in der Dorfmitte. Schon immer war er zentraler Mittelpunkt in der Geschichte Schweigerns. Wie mag es hier vor 1275 Jahren ausgesehen haben, als 741 Schweigern erstmals urkundlich erwähnt wurde? Frankenkönig Karlmann schenkte damals die alte Martinskirche dem von Bonifatius gegründeten Bistum Würzburg. Sicherlich gab es den Siedlungsort im Umpfertal schon weit früher.
Die Kirche, damals eine Wehrkirche, die 1000 Jahre der Bevölkerung in Notzeiten Schutz und Zuflucht gewährte. 1813 wurde die heutige St. Martinskirche errichtet. Sie ist bis heute zentraler Mittelpunkt von Schweigern. Bedeutender Mittelpunkt war Schweigern auch in seiner 1275-jährigen Geschichte, denn die Siedlung im Umpfertal lag im Schnittpunkt bedeutender Handelswege, wie in dem von Julius Friedrich Kastner anlässlich des 1225-Jahr-Jubiläum verfassten Heimatbuch nachzulesen ist. Auch die Verleihung des Stadt- und Marktrechtes 1372 unterstreicht diese Bedeutung.
Wie stark sich der Wandel im letzten Jahrhundert vollzogen hat, verdeutlichte Ferdinand Eck in seinem historischen Rundblick vom heutigen Marktplatz aus. Bis zur Mitte des letzten Jahrhunderts säumten den Marktplatz die evangelische St. Martinskirche , das Schulhaus, Rathaus, die drei Gastwirtschaften "Krone", "Sonne" und "Ross", dazu der Dorfbrunnen und das Kriegerdenkmal sowie das Milchhäusle, das in dem landwirtschaftlich geprägten Ort auch eine wichtige Informationsbörse war.
Schaut man heute in die Runde so sind das alte Rathaus, das Milchhäusle, die Ross-Wirtschaft und einige andere Gebäude der Spitzhacke zum Opfer gefallen. Ebenso musste der Dorfbrunnen weichen und das Kriegerdenkmal in den Friedhof verlegt werden.
Neue Gebäude entstanden, Straßen wurden ausgebaut, Parkplätze angelegt, Kirche, Schulgebäude (heute Rathaus) und angrenzende Gebäude saniert und der Marktplatz neu gestaltet. Das ehemalige Schulgebäude wurde als Rathaus umgebaut und beherbergt heute die Räume der Ortsverwaltung, den Bürgersaal und einige Vereinsräume. Der Marktplatz blieb Schweigerns Mittelpunkt, doch eben anders, neuzeitlicher und moderner.
Dass man in Schweigern schon recht früh großen Wert auf Bildung legte, schildert Ortsvorsteher Eck am Beispiel Schule. Schon Mitte des 16. Jahrhunderts gab es freiwilligen Schulunterricht. Bis 1868 gab es in Schweigern getrennten evangelischen und katholischen Schulunterricht. 1866 wurde am Platz der alten Schule ein neues Schulgebäude (das heutige Rathaus) errichtet, in dem bis zum Bau der Neuen Schule 1971 der Unterricht abgehalten wurde. Beherrscht heute der Bildungsplan die Schule und Schulzeiten, so war es um 1850 die Landwirtschaft. Da gab es unter anderem acht Tage Heuferien, 14 Tage Getreideferien und acht Tage Hafer- und Öhmdferien.
Die Wanderung führte dann über die Pfarrgasse zum Badstubenweg, auch als alter Turnplatz bekannt und weiter zur Schwarzenmühle. Mühlenbesitzer Elmar Müller gab hier einen kurzen Überblick über die Geschichten der vier Schweigener Mühlen, Schwarzenmühle, Dorfmühle, Sachsenmühle und Lohmühle, von denen heute nur noch die Schwarzenmühle in der siebten Generation mit der Verarbeitung der Hauptgetreideart Dinkel in Betrieb ist.

Friedhof, Gaststätte, Pfarrhaus
Nächste Station der Friedhof: Ferdinand Eck erläuterte die viele Veränderungen im Laufe der Geschichte. Fast vergessen, doch bemerkenswert, einst stand hier eine kleine Kapelle, die abgebrochen wurde und deren Steine teilweise für die Friedhofsmauer Verwendung fanden. Geht man weiter über die Bobstadter Straße zur Marktstraße, so stößt man gleich wieder auf eine nicht allzu lang zurückliegende Historie. Hier stand bis 1990 das Gasthaus "Linde", das der neuen Straßenführung weichen musste.
Die Besonderheit dabei: der damalige Besitzer Wilhelm Amend erhielt 1865 die Konzession eigenes Bier brauen und ausschenken zu dürfen.

Vorbei am renovierten evangelischen Pfarrhaus kommt man zur wohl historisch bedeutenden, wenn auch wenig bekannten, Stelle Schweigerns. Zwischen dem heutigen evangelischen Pfarrgarten und dem Mühlkanal "im See" stand einst das um das Jahr 1200 von den Herren von Schweigern errichtete Wasserschloss, das 1629 so baufällig war, dass es einstürzte und auch nicht mehr aufgebaut wurde. Heute und das ist ebenfalls ein Meilenstein der Schweigerner Geschichte, ist dort der mit viel Eigeninitiative angelegte Abenteuerspielplatz als Treffpunkt für alle Generationen entstanden. In Sichtweite stand hier auch die Zentscheune an deren Platz heute ein schmuckes Wohnhaus steht.
In diesem Aral wurde auch die katholische Kirche St. Kilian errichtet die nach ihrer Rennovation im letzten Jahrzehnt heute ein Schmuckstück darstellt.

Bedeutung der Bahnhofstraße
Welch wichtige Bedeutung die Bahnhofstraße im vergangenen Jahrhundert für Schweigern hatte, verdeutlichte Ferdinand Eck beim Stopp an der Ecke Bahnhofstraße/Fischlingsgasse/St. Kiliansstraße. Schöne mit viel Aufwand sanierte Fachwerkfassaden aus dem 16. und 17. Jahrhundert prägen hier das Straßenbild. Ein hervorragendes Beispiel für den Erhalt historischer Bausubstanz. Vielfältig waren die Geschäfte und Handwerksbetriebe, die sich im letzten Jahrhundert hier aneinanderreihten. Doch viele mussten aufgeben, aus wirtschaftlichen, aber auch aus persönlichen Gründen. Doch auch neue Ansiedlungen (z B. Volksbank) sowie Neu- und Umbauten entstanden. Hier wird der Wandel der Zeit ganz besonders deutlich.
Erreicht man den ehemaligen Bahnhof wird klar, welch wirtschaftliche Bedeutung Schweigern bereits in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts erlangte. Lagerhaus, ehem. Milchzentrale und das große Gewerbe- und Industriegebiet zeugen davon. Schweigern, so Ortsvorsteher Ferdinand Eck, hat heute Gewerbe- und Industriebetriebe vom Einmannbetrieb bis zum 1300 Arbeitsplätze zählenden Fertigmenühersteller Hofmann-Menü. Auch dies sei eine Schweigerner Erfolgsgeschichte. Hier sieht Ortsvorsteher Ferdinand Eck Handlungspotential für die Zukunft. Wohnraum ist aufgrund der vorhandenen Arbeitsplätze dringend gefragt. Ziel sei es Baulücken im Ortsbereich zu schließen, Gebäudesanierungen zu initiieren und auch weiteres Baugelände zu erschließen.
Besser hätte diese zweistündige Sonntagswanderung wohl nicht zu Ende gehen können, als im Schweigerner Neubaugebiet "Dell". Hier sind in den letzten Jahren auf 24 Bauplätzen neue Häuser und Wohnungen entstanden. Und darauf ist Ortsvorsteher Eck und sein Ortschaftrat schon stolz, dass viele die einst weggezogen sind, in Schweigern bauen und zurückkehren, weitere Bauanfragen vorliegen, ein neuer Standort für das Lagerhaus mit Agrarhandel in Planung ist und Schweigern zu den Boxberger Stadtteilen zählt, die keinen Einwohnerschwund sondern eine Zunahme verzeichnet. Mit dem Blick auf den neu renovierten Pavillon, dem Schweigerner Wahrzeichen, endete die Wanderung.

Fotobuch vorgestellt
Bei der anschließenden Einkehr wurde auch das von Klaus Henner erstellte Fotobuch "1275 Jahre Schweigern" vorgestellt. Darin sind Zeitzeugnisse der zurückliegenden 15 Jahre mit eindrucksvollen Bildern dokumentiert.

Der "Große Fest- und Sommertagumzug" am Sonntag, 24. April, sowie das Kürbisfest mit Festbankett am zweiten Septemberwochenende sind die Höhepunkte im Schweigerner Jubiläumsjahr 2016.

© Fränkische Nachrichten, Freitag, 05.02.2016
© Heinz Weber

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